Donnerstag, 28. Februar 2013

Weißhorn, Bletterbachschlucht und 
2 Paar Ski

Mein Blick aus dem Fenster geht übers Tal, immer weiter, immer höher, bis zu dem einem Punkt von dem aus nichts mehr weitergeht. Eine Idee zwingt mich dort zu verharren. Nach einem kurzen Moment kann ich mich losreißen und alles scheint wieder normal zu sein, bis zum nächsten mal, wen mein Blick wieder übers Tal geht.

Samstag, 23. Februar. Tobias und ich genießen den Kaffee bevor es los geht. Kurze Zeit später stehen wir auf dem Punkt der meinen Blick so oft fesselte. Ich blicke hinunter in die Schlucht und begreife das meine Idee nun nach zwei Jahren zur Realität wird. Wir stehen auf dem Gipfel des Weißhorns. Unter mir, die Bletterbachschlucht. Wir wollen mit den Skiern in die Bletterbachschlucht hinunter fahren. Ob wir die ersten sind die diese Abfahrt machen wissen wir nicht, ist auch nicht weiter wichtig. Der Moment zählt. Die Sonne scheint und wir können es kaum erwarten los zu fahren. Vom Gipfel fahren wir über einen Grat hinunter. Nach kurzer Zeit wird uns die Weiterfahrt versperrt, ein Felsturm versperrt den Weg, nun heißt es links oder rechts davon weiter. Unsere zwei Möglichkeiten sind beide nicht gerade die besten. Links müssten wir über Felsen ab klettern, doch wir wissen nicht wie es darunter weiter geht. Rechts von uns ein extrem steiler Hang, mit Felsen durchsetzt. Wir entscheiden uns für die rechte Variante. Langsam mache ich den ersten Schwung, schon gleich rutscht Schnee unter mir hinweg, rutscht in die Tiefe. Ich fahre weiter, den nächsten Schwung, durch den lockeren Schnee komme ich immer mehr ins rutschen, der viele Schnee der nun hinunter rutscht verhindert mir die Sicht auf die Felsen. Es wird kritisch, alles muss nun schnell gehen, mein Gehirn spielt alle Möglichkeiten durch, mir scheint es als verginge eine Ewigkeit, jedoch sind es nur einige Sekunden, mehr Zeit habe ich auch nicht. Ich quere durch den Hang und mache einen weiteren Schwung, schon kann ich meine Skier gerade stellen und die letzten Meter hinunter fahren. Unten suche ich mir einen sicheren Platz um Tobias zuzuschauen. Er hat nicht weniger zu kämpfen, schafft es ebenfalls sicher herunter.

Jetzt stehen wir am Rand der Schlucht. Die letzte Möglichkeit zum umkehren. Einmal tief ein schnaufen und weiter geht´s. Wir ziehen unsere Kurven und kommen dem Finale, der ca. 80m hohen Felswand, die uns vom Grund der Schlucht trennt, immer näher. Dort gilt es über einen Eisfall abzuseilen. Jedoch wird unsere Abfahrt schon 50m vor der Wand gestoppt. Eine Eistufe versperrt uns den Weg, 4m. Ein Zeichen zum umkehren? Nein, das würde Stunden dauern. Wir haben alles Notwendige mit. Steigeisen befestigen, Eisgeräte in die Hand, ich klettere ab. Die Skier sind auf dem Rucksack befestigt, die letzten 50m bis zum Eisfall. Irgendwo muss der eingebohrte Standplatz sein den die Eiskletterer zum abseilen benützen. Nur wo? Ich suche und langsam kommt mir ein schlimmer Gedanke. Wahrscheinlich sind die Bohrhaken einige Meter unter mir. Ich kann sie nicht erreichen. Ich müsste ohne Sicherung ab klettern, ist es das Wert?

Mein Blick geht nach links oben, zum Rand der Schlucht, unser geplanter Notausstieg falls etwas nicht klappen sollte. Vor Einbruch der Dunkelheit könnte man dort sein. Ein mühsamer und langer Aufstieg. Mir bleibt keine andere Wahl. Langsam senke ich meinen Kopf, aus Enttäuschung das wir unsere Abfahrt abbrechen müssen. Oder ist es nur der Schnee in meinen Augen. Das Wetter hat sich verschlechtert, es hat begonnen zu schneien. Auch das noch. Hoffentlich verschlechtert sich nicht die Sicht. Sonst wird der Aufstieg zum Ratespiel wo es langgeht.
Langsam stapfe ich durch den Schnee hinauf zu einem sicheren Platz, weg vom Eisfall. Mein Gefühl zwingt mich zu einem großen Felsblock zu schauen. Bohrhaken!
Freude und neue Energie überkommt mich. Puh, noch mal Glück gehabt.

Seile befestigen, Abseilgerät einhängen, und abwärts!
Ich sehe schon das verdiente Bierl vor meinen Augen. Konzentration!
Ich höre jemanden rufen, schaue nach unten, zwei Eiskletterer sind in diesem Eisfall.
Verdammt, wenn ich jetzt abseile und Eisbrocken abbrechen, wären sie genau in der Falllinie. Die Wartezeit beginnt. Als sie oben ankommen, Überraschung, man kennt sich!
Zusammen seilen wir ab und gehen gemeinsam zu unseren Autos.

Blick zum Schwarzhorn


Kurz unterhalb des Gipfels




Bletterbachschlucht







Tobias oberhalb der Eisstufe