Montag, 3. Oktober 2016

Morgenmuffel und Sonnenaufgang

Morgenmuffel und Sonnenaufgang


Als Morgenmuffel komm ich nur schwer aus dem Bett, doch dieses mal stand etwas auf dem Programm, wodurch das aus dem Bett kommen, richtig einfach war.

Um 5 Uhr trafen wir uns Jochgrimm beim Parkplatz.
Rucksack schultern und in der Dunkelheit über den Steig bis zum Gipfel des Weißhorns hoch.

Die Dämmerung setzte so langsam ein, unter uns ein Wolkenmeer, nur die Bergspitzen der Rosengarten-Gruppe ragten darüber hinaus. Der Gipfel war aber nur Zwischenstopp, auf der anderen Seite stiegen wir Richtung Bletterbachschlucht ab, tauchten in das Wolkenmeer ein und waren umgeben von Nebel und morgendlicher Stille.

Es wurde immer heller, die Zeit drängte, rasch bauten wir die Highline auf.
Gerade rechtzeitig vor dem Sonnenaufgang war die Slackline gespannt.
Kurz hatten wir die Befürchtung das wir durch den Nebel nichts sehen würden.

Ich hatte die Ehre die Line als erster zu begehen. 
Im Schatten des Weißhorns stieg ich auf die Line, die Kälte noch im Körper, ging ich langsam Meter für Meter bis zur Hälfte der Slackline.
Die Hälfte der Highline, der Übergang vom Schatten zur Sonne, der Übergang von Nacht zu Tag.






Mit den ersten Sonnenstrahlen machte ich einige Runden, unter mir die Bletterbachschlucht, noch schlafend, bis auch dort die Sonne hingelangt. 




Während Mattia und Aron auf der Line sich austoben, schmeiße ich den Kocher an und mache Kaffee. Thomas über uns welcher mit der Kamera diese magischen Momente festhält.
Magischer Moment zum zweiten mal. Nachdem wir im Herbst diese Line bei Sonnenuntergang gemacht haben, haben wir nun noch den Tagesanbruch darauf festgehalten.




Nach einem Frühstück steigen wir wieder ab zum Parpklatz und stürzen uns zurück in den Tag welcher nun langsam in Schwung kommt.

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Fotos Thomas Monsorno
Slackliner: Benjamin Kofler, Mattia Felicetti, Aron Bertoli
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Mountain Spirit, Slackline-Tools, Mad’s Streetwear, Wams, Psenner-Kofler

Mittwoch, 22. Juni 2016

Straße der Kunst

Schon vor 2 Jahren war ich bei dem Straßenkünstler-Festival „Asfaltart“ in Meran mit vom Programm.
Heuer, zum 10-jährigen Jubiläum wurde ich wieder gefragt, jedoch mit einer Idee zu einer Line die mir am Anfang das Zweifeln bescherte.

Das Zweifeln ob ich für eine solche Line überhaupt schon fit genug bin!
159m Länge ist schon ein Brocken der nicht so einfach zu meistern ist ohne gute Vorbereitung.

Das Zweifeln ob wir überhaupt die Genehmigung bekommen im Domturm die Line zu befestigen.
Nachdem wir das OK erhalten haben stand aber fest, diese Line wird Programm vom 10. Festival!

Nun ging’s ans planen, besichtigen der Ankerpunkte, wie bekommen wir die Line drüber und vor allem trainieren.

Ich hab mir dafür immer längere Highlines gespannt, konnte meinen persönlichen Rekord verbessern, trainierte mit Gewichten um meine Schultern fit zu bekommen.

Die Woche vor dem Festival hieß es Material zusammensuchen und vorbereiten, wir flogen mit einer Drohne eine Fischerschnur vom Domturm zum Pulverturm um nachher die Slackline rüber zu ziehen.
Der Aufbau ging ohne große Probleme von statten, nur der Aufstieg in den Domturm über die engen Treppen machte uns zu schaffen.

Nachdem alles aufgebaut war, kam der Moment vom ersten probieren.
Die Nervosität ist dabei immer das schlimmste. Ruhig bleiben ist nicht leicht, die Füße sind zittrig.
Ab der Hälfte kam ich aber in den Flow und konnte die Line ruhig halten, langsam kam ich immer näher ans Ende…
…und konnte die Line Onsight, also beim ersten Versuch ohne Sturz durchlaufen! Wahnsinn!

Durch die Begehung viel soviel Druck von meinen Schultern. Denn diese 159m lange Highline ist zugleich Weltrekord. 
Die längste Highline im urbanen Raum!

Freitag, Samstag und Sonntag standen einige Shows auf dem Programm, die ich richtig genießen konnte.
Vor Publikum so eine Line zu laufen und eine Show abzuliefern ist super!
Und das zweite Highlight? Auf einer 159m langen Highline Goaßlschnöllen!

Ein super Festival mit super Künstlern und Aufführungen!


Infos zur Highline:
Länge: 159 m
Höhe: ca. 70 m
Slackline: Strong II von Slackline-Tools

Backup: 6 mm Dyneema Seil von Armare Ropes









Mittwoch, 16. Dezember 2015

Magische Erinnerungen

Magische Erinnerungen!


Eisig bläst mir der Wind ins Gesicht, ich klettere über den brüchigen Grat raus auf die Spitze des Vorsprungs.
Ich bewege mich vorsichtig, muss mich aber beeilen bevor es finster wird und wir im Dunkeln absteigen müssen! 





Es klingt fast schon als wäre ich mitten in einem Abenteuer, in einer Felswand beim klettern!
Jedoch bin ich nur einen Steinwurf vom Steig entfernt, unterhalb vom Weißhorn.
Auf der Suche nach einem geeigneten, festem Fels, wo ich meine Slackline befestigen kann.
Thomas der hinter mir auf und ab springt und sich die besten Positionen für die Fotos sucht.

Unter mir die Bletterbachschlucht, welche sich vor ca. 15.000 Jahren am Fuße des Weißhorns gebildet hat.
Es entstand eine Schlucht mit wunderbaren Formen und verschiedensten Gesteinsschichten. Der Grand Canyon Südtirols. Egal welche Jahreszeit, die Bletterbachschlucht ist immer faszinierend.

Doch sobald die kalte Jahreszeit Einzug hält, kommt noch eine Ruhe hinzu, welche die bunten Gesteine, die grünen Bäume, den eisigen Bach, noch magischer wirken lässt!

Ich habe bereits vergangenen Winter eine Highline über einen Eisfall in der Schlucht gemacht, schon damals war es ein richtig entspannender Tag, nicht so weit weg vom alltäglichen Trubel, aber abgeschieden genug um nur noch die Geräusche des Waldes wahrzunehmen.

Jetzt wo die Tage nicht mehr so lang sind, jedoch das Wetter traumhaft und am Abend meistens begleitet von grandiosen Farben, kam mir die Idee auf dem Weißhorn eine Highline zu machen und diesen magischen Zeitpunkt, kurz bevor der Tag in die Nacht übergeht einzufangen!

Der Weißhorn ist jedoch nicht für kompaktes Gestein, oder hohe Felsen mit guten Highline Möglichkeiten bekannt. Bei meiner letzten Wanderung mit meiner Freundin aber, hat sich mir eine Linie gezeigt, die ich vorher noch nie so richtig wahrgenommen hatte. Nicht hoch und auch nicht sehr lang, aber man hat einen Blick das Geröllfeld hinunter, dem Bach entlang bis raus zu den Bergketten welche hinter dem Etschtal liegen.






Nachdem die letzten Wanderer von der Kälte und dem Wind vertrieben wurden, sind nur noch wir zwei übrig.
Man hört nur den Wind pfeifen, der Himmel ist Wolkenbedeckt, nur ein schmaler Streifen ist frei, welcher sich langsam Orange färbt. Gerade zur richtigen Zeit habe ich fertig aufgebaut und starte auf der Slackline los.





Nach einigen Momenten, in denen ich noch mit der Konzentration kämpfe, kann ich mich an die Line gewöhnen.
Ab jetzt bin ich total entspannt und kann die Landschaft bewundern, diesen magischen Moment auf mich wirken lassen!






Eine Magische Erinnerung! Das wird diese Highline für mich sein. 
Eine Erinnerung an diesen Zeitpunkt, an die Farben, an meine Gedanken, eine Erinnerung welche ich mit dem Weißhorn und der Bletterbachschlucht verbinde und die sicherlich noch viele weitere Erinnerungen hervorbringt.
Und die Schlucht selber ist eine Erinnerung an Jahre vor unserer Zeit!




Aber auch Erinnerungen an Freunde, mit denen wir diese Momente nicht mehr zusammen erleben können, verbinde ich mit dieser Highline! 

„Magic Memories“






Fotos: Thomas Monsorno


Donnerstag, 20. August 2015

Grönland, Eisberge, Slackline!


"Wir haben eine Idee für ein Slackline Projekt, bist du dabei?"

Das haben mich Mattia und Fede gefragt.
Natürlich war meine Antwort, "Yeah logisch, was für ein Projekt habt ihr im Sinn?"

"Grönland, Slackline, Eisberg!"

"WAS?? Eine Slackline auf einem Eisberg?"
Mir sind gleich Bilder in den Kopf geschossen von sich drehenden, kolabierenden Eisbergen.
Ich war skeptisch, zurückhaltend. Auf dem Papier ist die Idee klasse, aber in die Realität umzusetzen ist was anderes...

Wir haben uns alle 3 mal Gedanken dazu gemacht und recherchiert. Videos von Eiskletterern, bei welchen große Stücke abbrechen sobald sie die Eispickel ins Eis hauen, verschiedene Berichte, alles was ich gefunden habe, hab ich durch geschaut!

Ich konnte nichts finden wo nicht erwähnt wurde das es ungefährlich ist!

Ist dieses Projekt wirklich eine gute Idee??

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Juni, Hitze, kurze Hosen, Flip Flop, Schwimmen... und wir starten ins kühle!
Nach einem Jahr, nach unzähligen Hin und Her, Team Treffen, Sponsoren Suche usw., wird diese Reise Realität! Wir fahren nach Grönland!

Jedoch ist es immer noch eine Reise ins Ungewisse. Wir sehen erst vor Ort ob unser Plan, eine Slackline auf einem Eisberg zu spannen, auch klappen wird!

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Bei Hitze steigen wir in Mailand in den Flieger, zuerst nach Island und von dort nach Grönland!
Vom Flugzeug in die Nussschale! Mit einem kleinen Boot mit 9 Plätzen gehts durch die Eisschollen durch. Ich komm mir vor wie auf der Titanic, immer wieder krachen wir gegen Eisbrocken...

Im Dorf angekommen, geht's zu unsrer Lodge, Robert Peroni, ein Südtiroler welcher schon seit 35 Jahren in Grönland lebt, führt diese. Er ist auch derjenige der uns organisatorisch hilft, Boote, Infos, usw.!

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Mailand Start

Zu Fuß vom Flughafen zum Hafen in Kulusuk

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Nach ein paar Eingewöhnungstagen, werden Mattia und ich unruhig, wir müssen eine Slackline spannen. Erste Ausfahrten zum Auskundschaften von Eisbergen haben wir schon gemacht. Jedoch versperren immer wieder Eisschollen den Weg und es ist leicht möglich das wir dadurch nicht mehr zurück in unseren Fjord kommen.

Deshalb haben wir entschlossen in einer Bucht eine Waterline aufzubauen.
Klares Wasser, dahinter Eisschollen, Berge! Ein Traum! Doch ins Wasser will keiner fallen, es gerade mal 4°!

Nach dieser ersten Line machen wir noch die womöglich erste Highline Grönlands, mit Blick auf Eisberge, ebenfalls traumhaft, wie so vieles in dieser Landschaft.

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Endlich gehts los, Material sortieren, Rucksack packen, und hoppla!
Mit dem Boot fahren wir am Abend raus zu den Eisberg welchen wir im Kopf haben, das Schloss...
Wir fahren einmal die Runde, schauen wo wir am besten rauf können.
Steigeisen anziehen, Pickel in die Hand, auf den Bug vom Boot raus, mein Herz klopft, ich bin nervös, ein Sprung und schon bin ich auf dem Eisberg! Mattia gleich nach...

Sofort machen wir uns daran die Line zu befestigen, keine Highline, das Eis ist etwas zu warm, zu unsicher für eine Highline. Wir spannen eine niedere Line, alles auf Eisschrauben befestigt, spannen und schon kommt der wichtigste Teil! Schnick schnack schnuck, wem gebührt die Ehre als erster zu starten. Ich gewinne und starte! 
Der Wahnsinn, wir haben es tatsächlich geschafft, wir haben eine Slackline auf einem Eisberg gespannt! Beide können wir die Line begehen!

Nach ein paar Runden und Tricks, mit "Goaßl",  mach ich noch eine Runde, NACKT!
Das hab ich schon seit ein paar Monaten im Hinterkopf. hahahaha

Zurück auf dem Boot bei den anderen, welche alles mit den Kameras festgehalten haben, sind wir überglücklich das wir unser Projekt realisiert haben!

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The Castle

The King and the Knight of the Castle

Das Team

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Nach dieser Line haben wir noch zur Sommersonndwende um Mitternacht eine Highline aufgebaut, immer noch bei Tageslicht, da es um die Zeit nicht dunkel wird.
Und auf einer Line zwischen 2 alten ausgemusterten Fischerbooten haben wir uns ebenfalls noch ausgetobt.

Nach zwei Wochen, verschiedenen Slacklines, Gipfelbesteigungen am Abend, tollen Erlebnissen im Dorf und einem Zeitplan der nur nach Gefühl geht, ging es wieder langsam ans packen für die Heimreise.

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Feierobmdbierl

Highline zu Mitternacht

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ABER, wir wollten noch eine Sache erledigen. Wir wollten noch ein paar Eisberge beklettern. Also gings nochmals raus, und wir bestiegen noch 3 weitere Eisberge. Beim letzten kraxelten wir neben einer "Schlucht" rauf. Wir hatten diesen Eisberg schon am Anfang gesehen, aber die Idee einer Highline über diese Schlucht wieder verworfen, da wir noch keine Ahnung von der Qualität und dem Verhalten der Eisberge hatten. Oben angekommen, nach der ersten Slackline auf dem anderen Eisberg, entschlossen wir hier noch was zu machen.

Am unseren letzten Tag, mit nur begrenzter Zeit von 2.30 Stunden fuhren wir raus zu unserem letzten Grönland Abenteuer! Ruckzuck oben auf dem Gipfel des Eisberges, Mattia und Ralf auf einer Seite, ich auf der anderen. Die Eisschrauben rein, wie wir uns das alles ausgedacht hatten. Line gespannt und wieder gings auf die Line.
Diese Line war noch der ultimative Abschluss unserer Reise. Die erste Highline auf einem Eisberg!
Jetzt haben wir alles gemacht was wir machen wollten.

Jetzt können wir die Heimreise mit einem noch größeren Grinsen antreten!

Ein Erlebnis das einem für immer bleibt! Und Grönland hat noch viel unberührtes Land das es zu entdecken gilt! Bis zum nächsten mal...

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Benjamin Kofler
Mattia Felicetti
Federico Modica
Graziano Bosin
Ralf Brunel
Alice Russolo
Luca Zanon

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Danke an alle Unterstützer und Sponsoren!

- Montura
- Grivel
- Mountain Spirit
- Slackline-Tools
- Fitwell
- Piazzi Autotrasporti
- verdepistacchio
- Shootools
- Midland
- Cebe

Mehr Infos, Fotos, und vieles mehr unter:
www.monturaicebergchallenge.com

Donnerstag, 14. Mai 2015

LOST IN SPACE!










Ich öffne die Augen, Morgendämmerung, schließe sie wieder, noch ein wenig Schlaf.
Es schaukelt auf und ab sobald man sich bewegt.
Ich liege in meiner Hängematte. Wir sind übers Wochenende beim Highlinen.
Der Wind bläßt und ich kann nicht mehr schlafen.
Ich richte mich auf und schau über die Hängematte runter. 
Unter mir, nein, nicht gleich der Boden, unter mir nur Leere. 
Ich hänge 100m über dem Boden, in der Schwarzenbachschlucht.
Über mir das Netz in dem Philipp noch schläft.

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Wir haben eine Spaceline aufgebaut. In der Mitte ein Netz, quadratisch, von jedem Eck geht eine Slackline zum Rand der Schlucht.

Vor einiger Zeit haben wir übers Highlinen geplaudert, über neue Lines, neue Erlebnisse.
Da wäre so eine Spaceline genau das richtige, zwar viel Aufwand, Arbeit und viele Kilos zu schleppen. Aber es zahlt sich aus!

Nachdem wir den richtigen Platz gefunden haben, machte ich mich ans planen.
Material sortieren, vorbereiten, Netz knüpfen, Material zum Platz hochtragen.
Das Slackline Equipment kommt schon allein auf 70 Kilo. Dazu kommen noch Proviant, Schlafzeug und Drohne.
Freitag Nachmittag haben wir schon das Verbindungsseil über die Schlucht gebracht.
Samstag geht der Aufbau ohne große Komplikationen voran, zu Mittag haben wir alles stehen.

Spaceline - Spacetime!

Die Lines sind nicht einfach zu begehen, durch den Fixpunkt in der Mitte, bewegt sich die Line in alle Richtungen. 
Doch das ist auch der Reiz dabei. Jede Line ist ca. 25m-30m Lang.

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Sonntag morgen, ich genieße noch ein wenig die Stille und den Ausblick, die ersten Sonnenstrahlen scheinen durchs Tal. 
Frühstück, warten wir auf die wärmende Sonne. Kaffeeduft und noch ein wenig relaxen…

Dann wird’s Zeit! 
Topf aufstellen, Wasser kochen, Frühschoppen!
Weißwurst und ein leckeres Hefe. Natürlich darf die „Goaßl“ auch nicht fehlen.
Stehend auf dem Netz, in 100m Höhe, bei wunderschönstem Wetter „Goaßlschnöllen“, was gibt’s besseres?

Nach zwei super Tagen, bauen wir alles ab und genehmigen uns noch ein leckeres Eis!


Danke für die Hilfe
Philipp, Simon, Thomas, Mattia, Michele, Come Up!

Fotos Thomas Monsorno und Philipp Micheli

Danke für die Unterstützung